Shakespeare und Montaigne
Sehr gern empfehle ich diese beiden fundierten, interessanten und darüberhinaus unterhaltsamen Werke von Dr. Hugo Schwaller.
Für alle Shakespeare Fans ist die neue englisch-deutsche Studienausgabe zu Shakespeares „Scottish play“ ein MUSS. Das Werk bietet eine Fülle an Informationen zu Shakespeares populärem Drama. U.a. wird die Entstehungsgeschichte beleuchtet, einzelne Szenen besprochen und ein vielschichtiger Diskurs geführt, der dem Leser neue Einblicke in das Drama gibt. Es gibt wohl kaum ein ähnlich detailliertes und umfassendes Werk zu Shakespeares „Scottish play“ und noch dazu in lesbarer, zugänglicher Sprache. Ich bin ein großer Fan von Literaturverzeichnissen – auch das findet sich hier, neben einem Personenverzeichnis.
Zum Werk: Shakespeares „Scottish play“ ist die Tragödie eines machtbesessenen Individuums. Der Titelheld gehört zu den brutalsten Verbrechern in Shakespeares Bühnenstücken. Für den englischen Macbeth-Darsteller Henry Irving war er der diabolische Erzschurke, die Inkarnation des Bösen schlechthin; David Garrick hingegen betonte seinen Mut und seine Heldenhaftigkeit. Zwielichtig wie alles in diesem Drama im Sinne des leitmotivischen Hexenspruchs – fair is foul, and foul is fair – ist auch Lady Macbeth: Für die einen ist sie die skrupellose Verführerin bis zum Abgrund, für andere das Opfer patriarchalischer Strukturen. Die umfassende Analyse und der Szenenkommentar untersuchen und interpretieren das Drama aus vielseitiger Perspektive. Ausführlich dargestellt werden die Entstehung des Stückes, die literarische Rezeption, die Bühnengeschichte und weitere Aspekte. Die besprochenen Umsetzungen etwa in der Musik oder die Verarbeitungen in der Bildenden Kunst verdeutlichen die anhaltende historische, politische und soziale Sprengkraft dieses Dramas. Der zweisprachige Text im mittleren Teil der Ausgabe bietet eine deutsche Neuübersetzung, die den komplexen Sinn des englischen Originals so genau wie möglich erschließt. Zum Titelbild: Die drei Hexen – The Weird Sisters or the Three Witches (1783) von Johann Heinrich Füssli (Kunsthaus Zürich). Zu den Herausgebern: Die Textedition, Prosafassung und Fußnoten besorgte der promovierte Anglist Markus Marti (1955–2021). Er unterrichtete am Englischen Seminar der Universität Basel Kulturwissenschaft. Zur Englisch-deutschen Studienausgabe trug er Timon of Athens (1995) und Titus Andronicus (2008) bei. Die Titus-Edition wurde mit dem Helene Richter-Preis des Deutschen Anglistentags ausgezeichnet. Einleitung und Szenenkommentar: Hugo Schwaller, Dr. phil., Anglist, Geisteswissenschaftler, mit Schwerpunkt des Interesses bei der englischen Renaissance, dem italienischen rinascimento und dem Kulturtransfer. Dazu Veröffentlichungen zu Shakespeare und Montaigne. In der Englisch-deutschen Studienausgabe der Dramen Shakespeares wirkte er in As You Like It bei der deutschen Prosafassung und den Anmerkungen von Ilse Leisi mit und trug Einleitung und Kommentar für dieses Werk bei.


Michel de Montaigne in Lucca (1581)
Dieses Buch ist ein echtes Kleinod, das man gern dabei hat, wenn man durch die mittelalterlichen Gassen Luccas schlendert. Der Autor wandelt auf den Spuren von Michel de Montaigne (1533-1592). Der berühmte Philosoph, Jurist, Skeptiker und Humanist ist den meisten vielleicht durch seine Zitate bekannt – treffsicher und zeitlos: „Kein Wind ist demjenigen günstig, der nicht weiß, wohin er segeln will“ oder „Das Altern ist eine heimtückische Krankheit, die sich ganz von selbst und unbemerkt einschleicht.“
Montaigne legte sein Richteramt früh nieder, widmete sich ganz seiner literarischen Tätigkeit und wurde zum Begründer der Essayistik. Er hatte Zugang zum französischen Königshof und war mit Diane d’Andouins bekannt, bevor sie zur Mätresse von Heinrich IV avancierte. Unter Nierenkoliken leidend unternahm er 1580 eine Bäderreise. Und hier setzt das vorliegende Buch an – es greift Montaignes Reisetagebuch auf und nimmt den Leser mit nach Lucca und das auf äußerst amüsante und kundige Weise.
So erhalten wir Einblick in die Renaissance, in Montaignes Leben und Denken und erfahren viel über diese wunderschöne toskanische Stadt. Ergänzt wird das fachkundige Buch von Dr. H. Schwaller, durch eine Chronologie Montaignes, eine Bibliographie und einen Ortsindex. Illustriert hat den literarischen Führer die Künstlerin Sandra Colla.

